„Das Thema Sucht wird in unserer Gesellschaft noch immer tabuisiert“

Der 41. fdr+sucht+kongress in Frankfurt am Main dreht sich rund um das Thema Digitalisierung in der Suchtarbeit. Prof. Dr. Regina Kostrzewa, IUBH-Professorin für Soziale Arbeit, trägt die wissenschaftliche Leitung des Kongresses und spricht im Interview über Hintergründe und Ziele der Veranstaltung.

Der 41. fdr+sucht+kongress in Frankfurt am Main
Der 41. fdr+sucht+kongress in Frankfurt am Main © IUBH Duales Studium

Sie tragen die wissenschaftliche Leitung des 41. fdr+sucht+kongresses. Wie relevant ist das Thema Sucht für die Gesellschaft?

Prof. Dr. Regina Kostrzewa: Sucht ist seit 1968 als Krankheit anerkannt – und trotzdem wird die Suchterkrankung auch nach über 50 Jahren tabuisiert. Dieser Diskriminierung versuchen wir mit dem Fachverband Drogen- und Suchthilfe e.V. (fdr) unter anderem durch regelmäßige Fachkongresse entgegenzuwirken.

Die gesellschaftliche Relevanz des Themas Sucht lässt sich gut in Zahlen abbilden. Am besten erforscht und gesellschaftlich am relevantesten ist der Bereich Alkohol: 1,3 Millionen Menschen in Deutschland sind alkoholabhängig und bis zu 2,6 Millionen Kinder wachsen in alkoholkranken Familien auf. Natürlich gibt es noch viele weitere Bereiche der Suchterkrankungen wie Tabak, Medikamente, illegale Drogen sowie Internet und Medien. Im März 2018 habe ich mit dem fdr eine Broschüre zum Thema „Pathologischer Medien- und Internetgebrauch“ herausgegeben, die zeigt: 1-2% der erwachsenen Bevölkerung und rund 5% der Jugendlichen sind internetabhängig.

Wo liegt der thematische Schwerpunkt auf dem 41. fdr+sucht+kongress?

Kostrzewa: Der Kongress dreht sich um die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Suchtarbeit – im positiven wie auch im kritischen Sinne. Ziel des Kongresses ist, die Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung für die Suchtarbeit zu nutzen, zum Beispiel in Form von Rückfall-Apps. In meinem Symposion „Drogenforschung“ werden aktuelle Studien vorgestellt wie beispielsweise „Gamification – Möglichkeiten zur Steigerung der Veränderungsmotivation bei Menschen mit problematischem Substanzkonsum“. Darüber hinaus finden drei Seminare in Suchthilfeeinrichtungen in Frankfurt als sogenannter „Kongress vor Ort“ statt. Diese Seminare sind für unsere IUBH-Studierenden der Sozialen Arbeit, die am Kongress teilnehmen dürfen, besonders spannend.

Was können die IUBH-Studierenden beim Kongress für ihre Berufspraxis in der sozialen Arbeit mitnehmen? Ist das Thema Sucht und Prävention auch im Studium verankert?

Kostrzewa: Einige unserer dual Studierenden sind in Suchthilfeeinrichtungen tätig und können die gewonnenen Erkenntnisse direkt in der Praxis anwenden. Andere interessieren sich im Sinne der Prävention, zum Beispiel im Jugendhilfebereich, für den Kongress.

Im IUBH Dualen Studium Soziale Arbeit wird das Thema Sucht nicht durch ein gesondertes Modul abgedeckt, sondern fließt als Querschnittsthema überall dort mit ein, wo eine Auseinandersetzung Sinn macht. Im Modul Psychologie unterrichte ich es beispielsweise unter dem Thema psychische Erkrankungen sowie im Kontext der psychologischen Entwicklungsaufgaben in der Pubertät. Im Modul Methoden und Instrumente greife ich es methodisch auf, indem ich diagnostisches Handwerkszeug vermittele. Auch das Thema Motivierende Gesprächsführung wird gelehrt und insbesondere bei riskant konsumierenden Jugendlichen als erfolgreiche Methode angewendet. Nicht zuletzt betrachte ich das Thema Sucht auch als präventives Thema für unsere IUBH-Studierenden selbst, da in ihrem Alter der Substanz- und Medienkonsum häufig erhöht ist.

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