Resilienz stärken: So kommen Ihre Azubis gut durch die Ausbildung

Die Redensart „Nichts ist so beständig wie der Wandel“ ist aktueller denn je. Wir leben in unruhigen Zeiten. Klimakrise, Coronapandemie, Krieg, Energiekrise, Inflation - eine Krise jagt nicht nur die nächste, sie überlagern sich sogar. Wir sind verunsichert, vielleicht auch ängstlich und panisch, fühlen uns belastet und laufen Gefahr, uns zu verlieren. Oder doch nicht? Der Artikel gibt Anregungen, wie Sie als Ausbilderin bzw. Ausbilder ihre Auszubildenden dabei unterstützen können, die eigene Resilienz zu stärken.

Resilienz kann man lernen.
Resilienz kann man lernen. © yanalya - de.freepik.com

Resilienz kommt von „resilire“ = „zurückprallen“ und stammt ursprünglich aus der Physik, genauer gesagt aus der Werkstoffkunde. Materialien, die nach extremen Außeneinwirkungen wieder zurück in ihren Ursprungszustand springen, gelten als resilient, wie beispielsweise ein Ball, der beim Aufprall auf den Boden eine Delle bekommt, dann aber schnell wieder seine runde Form annimmt. Ab den 1970er Jahren wurde dieses Konzept als eine psychologische Eigenschaft auf den Menschen übertragen. Gemeint ist die Fähigkeit, Krisen und widrigen Lebenssituationen standzuhalten, sie zu bewältigen und sich von ihnen zu erholen. Doch wie wird man eigentlich resilient?

Schauen wir uns dazu einmal das sog. LIFE-Modell von Carel B. Germain und Alex Gitterman an. Es umschreibt die Einbettung und Entwicklung des Menschen in seiner natürlichen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Umwelt. Vier Bereiche möchten wir genauer betrachten:

  • das Lebensumfeld bzw. den sozialen Bereich
  • das Innere-Selbst-Umfeld bzw. den Ich-Bereich
  • das familiäre Umfeld bzw. den Ehe- und Familienbereich
  • das ergebnisorientierte Umfeld bzw. den beruflichen Bereich

Das Lebensumfeld

Der Mensch ist ein Herdentier und benötigt soziale Kontakte zu anderen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass unsere Stimmung und Leistungsfähigkeit sinken, wenn dieser Bereich vernachlässigt wird. Zu unseren sozialen Kontakten zählen beispielsweise Freunde, Bekannte, Nachbarn, Vereinskameraden und Arbeitskollegen.

Praxistipp: Schaffen Sie als Ausbilderin bzw. Ausbilder regelmäßig Gelegenheiten, bei denen sich Ihre Auszubildenden vernetzen können, z. B. Azubi-Tage, Projektarbeiten und gemeinsames Lernen. Wer gut vernetzt ist, hat sozusagen ein Sicherheitsnetz, das ihn in bestimmten Situationen auch mal auffängt.

Das Innere-Selbst-Umfeld

Der Ich-Bereich dreht sich um Körper, Geist und Seele, d. h. um die physische und psychische Gesundheit. Hier ist jeder von uns gefragt, gut für sich selbst zu sorgen. Das bedeutet: Gesund essen, ausreichend viel trinken, erholsam schlafen, regelmäßig bewegen, Sport treiben, Aktivitäten nachgehen, die uns Freude bereiten, und natürlich positiv denken, denn Körper und Psyche sind eng miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig.

Praxistipp: Sensibilisieren Sie Ihre Auszubildenden für die Themen Gesundheit, Achtsamkeit und Selbstfürsorge! Gute Ansatzpunkte sind Gesundheitsangebote wie Betriebssportgruppen, Kochkurse, Ernährungsberatung, Entspannungstraining u. v. m.

Unser Service: Der Benefit-Booster von AUBI-plus

Wenn Sie Ihren Auszubildenden Benefits wie Azubi-Projekte, Gesundheitsangebote, Seminare o. ä. bieten, können Sie diese mit Hilfe unseres Benefit-Boosters direkt in der Trefferliste der Suchmaschine zeigen und so für mehr Aufmerksamkeit für Ihr Ausbildungsangebot sorgen.

Das familiäre Umfeld

Unsere Lebensform baut auf dem Grundprinzip Familie (damit sind alle möglichen Familienformen gemeint) auf. Gemeinsam mit unserer „Sippe“ teilen wir Freude und Glück, aber auch Leid. Dieses Gefühl des Teilen-Könnens gibt uns wiederum Kraft.

Praxistipp: Da das Familienleben in den privaten Bereich Ihrer Auszubildenden fällt, haben Sie hier kaum Gestaltungsmöglichkeiten. Was Sie jedoch tun können, wenn Sie das Gefühl haben, dass es zu Hause bei Ihrem Azubi knirscht: Ein Gespräch anbieten, offene Ohren schenken und bei Bedarf den Kontakt zu einer Beratungsstelle (Familienberatung, Jugendberatung) herstellen. 

Das ergebnisorientierte Umfeld

Jeder von uns kennt dieses großartige Gefühl, wenn uns etwas richtig gut gelungen ist und wir stolz auf unsere Arbeit sind. Erfolg zu haben macht Spaß und bereitet uns Freude. Dieses Gefühl möchten wir immer wieder erleben. Es treibt uns im positiven Sinne an.

Praxistipp: Ermöglichen Sie Ihren Auszubildenden, regelmäßig solche Erfolgserlebnisse zu haben – beispielsweise durch positives Feedback nach einer gut erledigten, schwierigen Aufgabe. Dies stärkt das Vertrauen Ihrer Azubis in ihre eigenen Fähigkeiten und stimmt sie zuversichtlich, auch neue Herausforderungen erfolgreich bewältigen zu können. 

Alle vier Bereiche des LIFE-Quadrats sind miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Menschen, die in allen vier Bereichen gut aufgestellt sind, sind ausgeglichen und stabil. Wenn es in einem Bereich mal nicht so rund läuft, wirft sie das nicht so schnell aus der Bahn – die anderen Bereiche sind ja noch da und geben Halt.

Tipp-Liste für mehr Resilienz

Kennen Sie solche Menschen, die einfach immer wieder aufstehen, sich den Staub abklopfen und weitermachen? Man reibt sich beeindruckt die Augen und fragt sich, woher diese Menschen nur so viel Belastbarkeit und innere Widerstandsfähigkeit nehmen. Die gute Nachricht: Resilienz kann man tatsächlich lernen. Die American Psychological Association (APA) hat dafür einen Zehn-Punkte-Plan entwickelt. Diesen können Sie zunächst für sich selbst nutzen, aber auch - ganz oder in Teilen - an Ihre Azubis weitergeben.

1. Soziale Kontakte aufbauen und pflegen

Sich mit anderen vernetzen, soziale Beziehungen aufrechterhalten, sich gegenseitig helfen und unterstützen. Wer weiß, dass andere Menschen für ihn da sind und im Notfall auffangen, lebt entspannter (Stichwort „Sicherheitsnetz“).

2. Krisen als vorübergehende Phasen betrachten

Krisen oder belastende Ereignisse lassen sich nicht immer vermeiden. Häufig können wir selbst auch nichts daran ändern. Was hilft: Optimistisch nach vorne schauen und darauf vertrauen, dass auf Regen Sonnenschein folgt. Krisen gehen vorüber, sie sind eine Phase, in der es mal nicht so gut läuft, danach werden wieder bessere Zeiten kommen. 

3. Veränderungen als Teil des Lebens akzeptieren

Manche Situationen sind einfach nicht mehr zu ändern. Dies akzeptieren zu müssen, mag sehr hart sein, ist jedoch nicht das Ende der Welt. Was hilft: Sich auf Dinge konzentrieren, die man selbst ändern oder verbessern kann bzw. an Stellschrauben drehen, die eine positive Auswirkungen auf das eigene Leben haben.

4. Realistische Ziele setzen und verfolgen

Unerreichbaren Zielen nachzueifern, kann stressen, frustrieren und unglücklich machen. Besser ist, realistische Ziele zu entwickeln und diesen Tag für Tag, Schritt für Schritt näher zu kommen. Jeden Tag ein Stückchen zu schaffen, motiviert, weckt positive Emotionen und gibt Schub für den nächsten Schritt.

5. Entschlossen handeln und Entscheidungen treffen

Entscheidungen lange aufzuschieben, führt zu Stress, Angst und Unsicherheit. Denn so lange man sich nicht entscheidet, grübelt man ständig über die Möglichkeiten nach, wie man die Situation lösen kann. Dieses Nachgrübeln kostet unglaublich viel Energie. Deshalb: Widrige Situationen aktiv angehen, Initiative zeigen und lösungsorientiert handeln.

6. Krisen als Chance zur Weiterentwicklung verstehen

In schwierigen Zeiten entwickelt man häufig ungeahnte Fähigkeiten und wächst über sich hinaus. Wie heißt es so schön: Jede Krise macht uns stärker. Tatsächlich berichten viele Menschen, die bereits widrige Situationen durchlebt und überstanden haben, dass sie dadurch stärker geworden sind und dass sich ihre Einstellungen und Sichtweisen verändert haben.

7. Sich selbst positiv sehen und in die eigenen Stärken vertrauen

Welche Widrigkeiten hat man in seinem Leben bereits erfolgreich überwunden? Welche scheinbar unlösbaren Probleme hat man bereits gelöst? Um mit Schwierigkeiten, Krisen und Schicksalsschlägen gut umgehen zu können, braucht es eine Ich-kann-Überzeugung. Dieses Vertrauen in einen selbst, in seine Fähigkeiten und Instinkte, gibt Zuversicht und hilft, die eigene Widerstandskraft aufzubauen.

8. Den Blick in die Zukunft richten

Wer tief in einer Krise steckt, empfindet Ängste, Zweifel, Ärger, Panik und Stress. Dennoch sollten wir uns in unserem Verhalten nicht von diesen negativen Gefühlen leiten lassen und verrückt spielen, sondern ruhig bleiben und besonnen nach einer Lösung suchen. In fünf Jahren werden wir die Situation wahrscheinlich mit ganz anderen Augen sehen und bewerten.

9. Optimistisch bleiben

Nehmen Sie eine positive Erwartungshaltung ein und glauben Sie daran, dass alles gut wird. Nach dem Konzept der selbsterfüllenden Prophezeiung hat dies Einfluss darauf, dass die Zukunft tatsächlich positiv wird. Wer optimistisch denkt, denkt eher in Chancen, kommt schneller ins Handeln und kann leichter Lösungen entwickeln.

10. Fürs eigene Wohlbefinden sorgen

Im alltäglichen Hamsterrad passiert es schnell, dass wir vergessen, auch mal an uns selbst zu denken und uns selbst etwas Gutes zu tun. Deshalb: Die Wahrnehmung für die eigenen Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche schärfen. Sind Körper, Geist und Seele gestärkt, kommt man mit schwierigen Situationen gleich viel besser zurecht. 

Wie gut wir mit belastenden Situationen - auch auf der Arbeit - umgehen können, hängt also von unserem eigenen Mindset bzw. unseren eigenen Einstellungen ab. Hier sind Sie als Ausbilderin bzw. Ausbilder in Ihrer Vorbildrolle gefragt. Wie gehen Sie selbst mit Stress um? Wie managen Sie ein hohes Arbeitspensum in kurzer Zeit? Was machen Sie bei Fehlern? Was bedeuten Rückschläge in Ihren eigenen Projekten für Sie? In dieser Selbstreflexion bzw. Reflexion Ihrer Arbeitsatmosphäre und Unternehmenskultur steckt enormes Potenzial für die Gestaltung Ihrer Ausbildungsarbeit!

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